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Badeanzug

1. Markus Markus hatte seine Vorliebe für Lycra, insbesondere für Badeanzüge, schon in der Grundschule entdeckt. Damals war es eine Mitschülerin, die im Sportunterricht immer eine Leggins mit einem Bade- oder Gymnastikanzug darüber trug, in die er sich verliebt hatte. Die erste Liebe seines Lebens. Das hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck der sein Leben verändern sollte. Sie sah so schön aus in diesem glänzenden Stoff. Da kam nach einer Weile in ihm der Wunsch auf, auch etwas aus diesem tollen, glänzenden Stoff anzuziehen.

Also schnappte er sich einen Badeanzug seiner Mutter, was für ihn am naheliegensten war, denn seine Liebe hatte ja auch meistens einen Badeanzug an, was er ganz toll fand. In der Folgezeit sollte er immer öfter die Badeanzüge seiner Mutter anziehen, und auch oft in den Versandhauskatalogen nach den Mädchen und Frauen in den Badeanzügen und Lycra-Sportkleidung suchen. Stundenlang sah er sich die Bilder an, während sein Geist abschweifte. Er malte sich die tollsten Geschichten aus.

Lycra, Lycra, immer wieder Lycra ! Das Mädchen, in das er sich in der Grundschule verliebt hatte, traute er sich nicht anzusprechen. Und schon bald sollte ihm dieser wunderbare Anblick verwehrt werden. Das Ende der vierten Klasse war gekommen. Da sich seine schulischen Leistungen in Grenzen hielten beschlossen seine Eltern, ihn auf eine Gesamtschule zu schicken um ihm alle Möglichkeiten offen zu halten. Diese befand sich aber ca. 15 Kilometer von seinem Wohnort entfernt (es gab damals noch nicht so viele Gesamtschulen), sodass die Wahrscheinlichkeit mit seiner Angebeteten auf eine Schule zu kommen gleich Null war.

In seiner neuen Klasse war dann aber auch ein Mädchen, das sich zum Sport ähnliche Sachen anzog, doch Markus fand sie nicht so besonders attraktiv. Eher im Gegenteil. Aber der Anblick ihres Outfits liess ihn immer wieder sehnsüchtig vor Wonne erschaudern. So etwas wollte er auch einmal besitzen ! Auf einem Schulausflug in ein großes Freizeitbad sollte ihm aber ein noch viel schönerer Anblick gewährt werden. Eine andere Mitschülerin trug einen marineblauen, sportlichen Badeanzug.

Das war seine Lieblingsfarbe, und der Badeanzug war einfach der Hammer. Dazu hatte die Mitschülerin auch noch die passende Figur, und Markus konnte sich vor Begeisterung kaum noch halten. Er wollte diesen Badeanzug ! In seinem Geiste sah er sich, wie er in den verschiedensten Situationen, und auf die verschiedensten Arten diesen Badeanzug stahl. Diesen Badeanzug an zu ziehen muss das tollste Gefühl auf Erden sein, dachte er sich. Aber bei den Träumen blieb es.

Auch in Zukunft sehnte er sich oft nach verschiedenen Kleidungsstücken aus dem wunderbarsten Material, die er an verschiedenen Frauen in seiner Umgebung und auf Bildern sah. Aber es sollte nicht dazu kommen, dass er seine Träume verwirklichen konnte. 2. Der erste eigene Badeanzug Die Jahre zogen sich dahin bis es endlich soweit war, dass er endlich seinen ersten Badeanzug sein eigen nennen können sollte. Es war so etwa in der neunten Klasse, als Markus mit seinem Bruder und seinem Großvater in den Urlaub fuhr.

Die Reise ging nach Malgrat de Mar in Spanien. In den Geschäften, die die Strandpromenade säumten, gab es ein reichhaltiges Angebot an Badeanzügen, und immer wieder stellte er sich vor, wie er in eines von diesen Geschäften ging um einen zu kaufen. Er sonderte sich nach und nach etwas von seinem Bruder und dem Großvater ab, und zog allein los. Umschlich die Geschäfte mit den Badeanzügen. Durschritt sie ohne (vorgeblich) auf die Badfeanzüge darin zu achten.

Das Verlangen wurde immer grösser. Am Tag vor der Abreise, sein Bruder und der Großvater hatten sich in den Pool des Hotels begeben, ging er los um sich diesen einen, lang gehegten Wunsch, zu erfüllen. Unsicher stiefelte er in Richtung des Geschäfts, das er auserkoren hatte. Noch heute erinnert er sich daran, als wäre es gestern gewesen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, Schweissperlen begannen von seiner Stirn zu perlen. Bei dem Geschäft angekommen, traute er sich nicht mehr hinein zu gehen.

Er lief eine Weile voller Scham und Angst, sowie Zweifel und Selbsthass durch die Straßen. Warum konnte er nicht einfach in das Geschäft hineingehen, und sich in Ruhe einen Badeanzug aussuchen ? Das war es doch, was er sich schon so lange erträumt hatte. Markus fasste wieder Mut und ging wieder zu den Geschäft. Aber dort angekommen, schien sein kurz zuvor gefasster Mut nur die Erinnerung eines Traums gewesen zu sein. Alles verpufft. Wieso, weshalb, warum konnte er es nicht einfach durchziehen ? Es konnte ihm doch eigentlich egal sein, was die Verkäuferinnen von ihm denken würden, dachte er sich immer wieder.

Doch die Angst blieb. Angst vor was ? Ausgelacht zu werden ? Scheiss drauf !!! Das sagte ihm sein Verstand immer wieder. Bis er dann in ein Geschäft gegenüber ging. Dort war gerade nur eine recht hübsche Verkäuferin, aber kein Kunde. Und sie hatten auch Badeanzüge ! Kaum in dem Geschäft angekommen, nahm er nach einem kurzen Blick einen Badeanzug von der Stange und legte ihn auf den Tresen. Die junge Verkäuferin schaute etwas konsterniert, und kassierte den Kaufpreis.

Schnell war er wieder mit dem Badeanzug in einer Tüte aus dem Geschäft heraus und machte sich eilenden Schrittes auf den Weg ins Hotel. Er verspürte ein unbeschreibliches Hochgefühl. Yes… er hatte es geschafft ! Seine einzige Sorge in diesem Moment war, dass sein Bruder und sein Großvater vielleicht schon mit dem Baden fertig sein könnten, sodass er nicht mehr dazu kommen würde, den neuen Badeanzug auch an zu probieren. Doch diese Sorge sollte sich als unbegründet herausstellen.

Kaum im Hotel angekommen, eilte er also auf sein Zimmer und zog den Badeanzug an. Er passte ! One Size fits all stand auf dem Schildchen. Der Badeanzug war hummerfarben und hatte ein Strukturmuster, war also eigentlich nicht gerade das was er sich vorgestellt hatte, aber das Gefühl war trotzdem unbeschreiblich.


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